Die Erklärung des Heiligen Messopfers
von Pater Martin von Cochem

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Katechese

Die Heilige Messe ist die süßeste Freude der Mutter Gottes

19. Kapitel

Die hl. Messe ist der größte Nutzen der Gläubigen.

1. Da ich in diesem Kapitel von dem Nutzen der hl. Mess schreiben will, komme ich an so viele und wichtige Dinge, das ich schier nicht weiß, wo ich anfangen und wo ich aufhören soll. Denn die heiligen Väter und geistlichen Lehrer schreiben hiervon überaus viel. Als ersten will ich den hl. Laurentius Justiniani anführen, der sagt: "Gewiss kann keines Menschen Zunge es, aussprechen, was für reiche Früchte aus der Aufopferung der hl. Messe entspringen und was für große Gnaden und Gaben daraus fließen." Nach diesen Worten beginnt er einige aufzuzählen; er sagt: "Denn durch die Aufopferung der hl. Messe wird der Sünder mit Gott versöhnt, der Gerechte wird noch gerechter, die Missetaten werden nachgelassen, die Laster werden vermindert, die Tugenden vermehrt, die Verdienste vergrößert und die teuflischen Gelüste überwunden." Dies sind sehr denkwürdige Worte und sehr rühmliche Ehrentitel des allerheiligsten Messopfers. Trotzdem aber dieser Heilige schon so viel Schönes von der Kraft und Nützlichkeit der hl. Messe sagt, gleichwohl sind all diese Worte nach seinem eigenen Ausdruck nichts gegen ihren wirklichen Wert.

2. Der ehrwürdige Pater Antonius Molina, ein geistreicher Karthäuser aus Spanien, hat in seinem Buche "Von der Würde des Priestertums" so viele herrliche und kräftige Dinge vom hl. Messopfer geschrieben, dass sie ein jedes menschliche Herz zu der Liebe desselben ziehen müssen. Davon will ich nur dieses eine hierhersetzen:" Nichts ist für den Menschen so nützlich, nichts für die armen Seelen so kräftig und nichts ist zur Erlangung geistiger Reichtümer so dienlich wie das hochwürdige Messopfer. Und zwar sind seine Vorzüge so groß, dass auch solche gute Werke, die wir unter Übung der vortrefflichsten Tugenden bei Tag und Nacht verrichten würden, noch weniger als ein Staubkörnlein sind gegen eine rechtmäßig aufgeopferte Messe."

Also was wir auch sonst mit wahrer Andacht mit ganzer Aufmerksamkeit, mit tiefer Demut, mit inbrünstiger Liebe, mit reiner Meinung, ja, mit allen Tugenden verrichten, ist doch nicht im geringsten gegen die hl. Messe zu rechnen. Diesen Ausspruch wirst du leicht zustimmen, wenn du die bisherigen Kapitel dieses Buches aufmerksam gelesen und wohl erwogen hast. Auf dass du es aber noch sicherer glaubest, will ich dir noch mehr Zeugnisse beibringen.

3. Fornerus, Bischof von Hebron, schreibt: "Wer der hl. Messe ohne Todsünde und mit Andacht beiwohnt, erwirbt mehr Verdienst, als wenn ein anderer das allermühsamste Werk Gott zu Liebe verrichtete oder eine gar weite Wallfahrt nach heiligen Orten ausführte. Und zwar nicht ohne Grund, denn die Tugendwerke bekommen ihren Wert und ihre Würde von ihrem Gegenstand, mit dem sie sich beschäftigen. Was ist denn nun edler, was ist kostbarer, was ist göttlicher als eben das hl. Messopfer?" 0, wohl ein tröstlicher Spruch! Hier sollen ihre Ohren auftun alle, welche geistlichen Gewinn suchen und ihrem geliebten Gott wohlgefällige Dienste zu leisten verlangen. Bischof Fornerus, welcher vieles Lobwürdige von der hl. Messe geschrieben, lehrt standhaft, dass derjenige, welcher im Stande der Gnade mit Andacht eine hl. Messe hört mehr von Gott verdient, als wenn er das allermühsamste Werk Gott zuliebe verrichtet. Wer wollte dann nicht gerne Messe hören? Meines Erachtens tun diejenigen nicht weise, die freiwillig weite Wallfahrten machen und auf der Reise manche Messe versäumen. Denn auch mit ihrer mühseligen Reise können sie den Schaden, der durch Versäumnis einer einzigen hl. Messe entsteht, nicht ersetzen.

4. Marchantius schildert den Nutzen der hl. Messe folgendermaßen: "Die katholische Kirche kann nichts Heiligeres, nichts Besseres, Gott dem Herrn nichts Werteres, Jesus und Maria nichts Angenehmeres, den Engeln und Heiligen nichts Süßeres, den Gerechten und Sündern nichts Nützlicheres und den armen Seelen nichts Kräftigeres verrichten, als das hochheilige Messopfer darbringen." Da siehst du, wie die Lehrer zusammenstimmen und das hl. Messopfer allen anderen guten Werken weit vorziehen. Deswegen sollst auch du ihnen zustimmen und das andächtige Messehören allen deinen anderen Werken vorziehen. Höre aber noch weiter:

5. Im Messbuch, welches 1634 neu herausgegeben wurde, steht eine Vorrede, die alle Priester ermahnt, dass sie einen hohen Sinn von der Erhabenheit der hl. Messe haben und sicherlich dafür halten sollen, dass durch Aufopferung einer einzigen hl. Messe dem allmächtigen Gott ein viel angenehmerer Dienst geleistet werde, als wenn einer alle Übungen der Tugenden erweckte und alle erdenklichen Peinen Gott zuliebe ertrüge." Willst du wissen, woher das kommt? Es kommt daher, weil Christus in der hl. Messe alle Tugenden übt und zugleich mit diesen seine erlittenen Peinen dem himmlischen Vater aufopfert. Alle diese Übungen des Lobes, der Liebe und Ehre, der Anbetung und Danksagung, welche Christus in jeder hl. Messe der allerheiligsten Dreifaltigkeit darbringt übertreffen alles Lob der Engel und alle Dienste der Heiligen in unendlicher Weise. Und wenn einer alle Bußwerke, Gebete, Dienste und Tugendwerke der Apostel, Martyrer, Bekenner, der Jungfrauen und aller Heiligen dem dreifaltigen Gott aufopferte, so würden ihm diese nicht so gefallen wie eine einzige Messe, die von dem armseligsten Priester gelesen wird.

6. Endlich bringe ich zum kräftigsten Beweise das Zeugnis der hl. katholischen Kirche bei, welche auf dem Konzil von Trient also spricht: "Notwendig bekennen wir, dass kein anderes so heiliges und göttliches Werk von den Christgläubigen vollbracht werden kann als eben dieses furchtbare Geheimnis, bei welchen jene lebenspendende Opfergabe durch die wir mit Gott dem Vater versöhnt worden sind, auf dem Altare durch die Priester täglich geopfert wird" (Sitzg. 22). Wenn wir kein anderes Zeugnis über den Nutzen der hl. Messe hätten als dieses allein, so sollte dieses eine doch schon genügen, um alle frommen Seelen zu täglichem andächtigem Besuch der hl. Messe anzuregen.

7. Gedenke bei dir, frommer Christ, was die hl. katholische Kirche, die in Glaubenssachen nicht irren oder in Irrtum führen kann, in ebengenannten Worten sagt und uns zu glauben vor dass nämlich die Christgläubigen kein anderes Werk vollbringen können, das so heilig und göttlich wäre wie das furchtbare Geheimnis der hl. Messe. Denke ja nicht, die Kirche spräche diese Worte allein von den Priestern, als wenn nur diese kein heiligeres Werk tun könnten als die Messe lesen. Nein, das sagt die Kirche nicht, sondern sie sagt ausdrücklich, dass die Christgläubigen nichts Besseres tun können. Sie bezeugt also, dass die Priester nichts Heiligeres und Göttlicheres tun können als die Messe lesen, und die Laien nichts Heiligeres und Göttlicheres als die Messen hören, zur Messe dienen, die Messe aufopfern, Messen lesen lassen, die Messgebete sprechen und selbst geistiger Weise am Lesen der hl. Messe teilnehmen. Weil dies denn nun das allerheiligste und göttlichste Werk ist, so muss ja daraus folgen, dass es auch das allernützlichste und allerverdienstlichste ist.

8. Eröffne doch, gottliebende Seele, deine Augen und siehe, eröffne die Ohren und höre, eröffne dein Herz und empfinde, was deine liebe Mutter, die katholische Kirche, zu deinem Troste sagt und dich zu deinem größten Heile lehrt. Du kannst viele vortreffliche gute Werke zu größerer Ehre Gottes und zu größerer Freude der Heiligen tun, keines aber, das so göttlich und heilig und Ihnen so angenehm wäre, wie mitwirken zur hl. Messe. Du kannst viele Tugendwerke zu deinem größeren Heile und zu deinem eigenen Nutzen und Verdienst üben, aber keins, das dir so heilsam, nützlich und verdienstlich wäre wie der andächtige Besuch der hl. Messe, denn nach dem Ausspruch der Kirche geht dies allen anderen guten Werken vor. Gleichwie die Sonne an Glanz und Kraft alle Planeten überstrahlt, und wie sie, allein der Welt mehr nützt als alle Sterne zugleich, ebenso überstrahlt das andächtige Messhören alle guten Werke des ganzen Tages an Würde und Nutzen. Und wie ein Stücklein Gold ganze Haufen von Blei an Wert bei weitem übertrifft, so übertrifft der Besuch der hl. Messe deine anderen Gebete und Busswerke bei weitem. Wie kannst du es nun über dein Herz bringen, dass du SO manche hl. Messe so unandächtig hörst, SO leichtsinnig versäumst und wegen eines unbedeutenden Gewinnes verscherzest?

9. Der hl. Franz von Sales schätzt den Besuch der hl. Messe so hoch, dass er ihn auch der Betrachtung vorzieht, obwohl dies sonst die beste Art des Betens ist. Denn als er einmal eine Angehörige des von ihm gestifteten Ordens mit der Gründung eines neuen Klosters beauftragt hatte, schrieb er ihr bald danach folgenden Brief: "Liebste Tochter, ich bitte, dass ihr vor allem eine Kapelle einrichtet, damit ihr täglich die hl. Messe hören könnt. Könnet ihr dies aber in eurem Hause nicht tun, so gehet täglich mit Sittsamkeit in die nächste Kirche zur hl. Messe, denn es ist eine mächtige Veste der Seelen für die übrige Zeit des Tages, wenn einer morgens seinem Heiland, der in diesem göttlichen Opfer gegenwärtig ist, so nahe gestanden hat." Danach schrieb die hl Johanna Franziska - denn sie war jene Ordensfrau - an ihren geistlichen Vater zurück und fragte: "Dürfen wir die Betrachtung unterbrechen, damit wir die hl. Messe hören können, oder sollen wir an Werktagen der Messe fernbleiben, um der Betrachtung zu obliegen?" Hierauf antwortete der Heilige folgendermaßen: "Es ist für dich viel nützlicher, dass du täglich die hl. Messe hörest als dass du unter dem Vorwande, die Betrachtung in eurem Hause fortzuführen, die Messe versäumst. Denn die leibliche Gegenwart der Menschheit Christi, deren wir uns in der hl. Messe erfreuen, kann durch die im Gemüte vorgestellte Gegenwart nicht ersetzt werden, besonders da die katholische Kirche sehr danach verlangt, dass ein jeder täglich die heilige Messe höre."

10. Aus dieser Antwort und Lehre des hl. Franz von Sales lernst du, dass das Messehören noch besser ist als das Betrachten, was auch Fornerus betont in den Worten: "Das Gebet dessen, der die hl. Messe andächtig hört und Gott aufopfert, übertrifft unendlich alle anderen noch so langwierigen und eifrigen Gebete sowie himmlische Beschauungen." Als Ursache fügt er hinzu: "Dies geschieht durch die Kraft der Verdienste des Leidens Christi, welches in der hl. Messe durch eine wunderbare Menge der Gnaden und durch Überfluss der himmlischen Güter eine machtvolle Wirkung hervorbringt." Solltest du aber anderen Sinnes sein und z. B. das heilige Leben und Leiden Christi betrachten wollen, so kannst du es ja nirgends besser tun als bei der hl. Messe, wo du alle Geheimnisse seines Lebens und Leidens, welche da wahrhaft erneuert werden, vor Augen hast. Willst du dir Christus vorstellen oder mit ihm reden, so hast du ihn ja persönlich mit Gottheit und Menschheit gegenwärtig. Meine ja nicht, dass du durch Aufmerksamkeit auf die hl. Messe in deiner Betrachtung gestört werdest, denn das ist keine Zerstreuung, sondern rechte Andacht, wenn du das Tun des Priesters am Altare beobachtest und die Bedeutung der Zeremonien erwägst.

11. Zum Schluss dieses Kapitels will ich ein denkwürdiges Beispiel erzählen. Ein armer Tagelöhner trug eine besondere Andacht zur hl. Messe und versäumte wohl keine, wenn er dazu kommen konnte. Eines Tages war er früh aufgestanden und auf den Markt gegangen, wo er nach dem Brauche jener Stadt mit vielen anderen auf Arbeit wartete. Unterdessen läutete man zur Messe, der Tagelöhner ließ die anderen stehen und ging zur Kirche. Er hörte die Messe mit solcher Andacht, dass er nach derselben noch eine Weile in der Kirche blieb und Gott innig um die tägliche Nahrung bat. Als er dann wieder auf den Markt kam, hatten alle anderen Arbeit gefunden, aber niemand kam mehr, um auch ihm noch Arbeit zu geben. Nach langem Warten ging er traurig nach Hause, und es wollte ihn schon gereuen, dass er durch sein Messehören seinen Tagelohn versäumt hatte. Da begegnete ihm ein reicher Herr, der ihn fragte, warum er so traurig aussehe. Diesem klagte er, was geschehen war. Der Herr sprach: "Darüber betrübe dich nicht, sondern gehe hin und höre eine Messe für mich, so will ich dir deinen Tagelohn geben." Der gute Tagelöhner ging fröhlich hin und hörte alle Messen, welche in jener Kirche gelesen wurden. Als er nun zu dem reichen Manne kam, gab dieser ihm eine gute Mahlzeit sowie ein Brot und einen halben Gulden. Für diese Freigebigkeit bedankte er sich sehr und ging freudig nach Hause. Es begegnete ihm aber ein anderer gar vornehmer Herr, welcher ihn fragte, warum er so fröhlich sei. Der Arme erzählte ihm den Verlauf der Sache und lobte die Freigebigkeit des Reichen. Dieser Herr aber sprach: "Der Reiche hat dir viel zu wenig gegeben für so viele gehörte Messen; gehe deswegen zurück und sage ihm, dass er dir mehr geben solle, sonst werde es ihm übel ergehen."

Der Tagelöhner ging also wieder zum Reichen, erzählte ihm, was er von dem Herrn gehört hatte, und beschrieb ihm dessen schöne Gestalt. Der Reiche, welcher glaubte, das müsse wohl ein heiliger Mann sein, gab dem armen fünf Reichstaler und bat ihn, er möge für ihn beten. Der gute Tagelöhner wollte fröhlich nach Hause gehen und seinem Weibe und seinen Kindern sein großes Glück erzählen. Aber derselbe Herr begegnete ihm wieder und fragte ihn, wieviel er empfangen habe. Der Tagelöhner lobte den Reichen sehr und sagte, er habe ihm fünf Taler gegeben. Da sprach der Herr: "Gehe abermals hin und sage ihm, wenn er dir nicht hundert Taler gebe, so werde er morgen nicht mehr leben." Der Arme weigerte sich zwar, diese Summe von dem Reichen zu fordern, dennoch, weil der Herr drängte, ging er hin und sagte dem Reichen die Worte. Dieser erschrak hierüber gar sehr; denn er war ein großer Sünder und hatte seine Sünden nie gebeichtet. Deshalb wollte er lieber dem Tagelöhner hundert Taler geben, als eines jähen Todes sterben. In der folgenden Nacht erschien ihm Christus im Traume und sprach: "Ich bin derjenige, der den armen Tagelöhner zu dir zurückschickte, und zwar deswegen, weil] das Urteil schon gesprochen und bestimmt war, dass du diese Nacht sterben und wegen deiner schweren, nie gebeichteten Sünden der Hölle übergeben werden solltest. Zu deinem Glück ist aber der Tagelöhner dazwischen gekommen, welcher so andächtig die hl. Messe gehört und so eifrig für dich gebetet hat, dass ich mein Urteil widerrufen und dir Zeit zur Buße verliehen habe. Beichte deswegen deine Sünden, bessere dein Leben und gib viel Almosen." Das alles hat der Reiche erfüllt und hinfür fleißig die Messe gehört. So hat sie ihm mehr genützt als all sein Geld, weil er durch sie vor zeitlichem und ewigem Tode bewahrt wurde und nachher ein frommer Mann geworden ist.

12. Im Anschluss an dieses Beispiel müssen wir fragen, oh man eine Messe verkaufen könne. Antwort: Das kann man durchaus nicht tun, denn das wäre ein rechter Judashandel, der den Herrn um dreißig Silberlinge verkauft hat. Du sagst aber vielleicht: Die Priester nehmen doch Geld für zu lesende Messen an? Antwort: Sie tun dies darum, weil der hl. Paulus im ersten Korintherbriefe (9,13f.) sagt: "Wisset ihr nicht, dass die, welche im Heiligtume beschäftigt sind, vom Heiligtume auch essen, und dass die, welche dem Altare dienen, vom Altare auch ihren Teil empfangen? Also hat der Herr verordnet, dass die, welche das Evangelium predigen, vom Evangelium leben sollen." Also nehmen die Priester das Geld als Mittel zum Leben für sich an, durchaus aber nicht zur Bezahlung des Verdienstes oder geistlichen Nutzens, den sie demjenigen schenken, der die Messe bestellt hat. Denn das wäre Simonie und große Sünde, wenn sie geistliche Dinge für Geld verkaufen wollten. Desgleichen, wenn ein armes Weiblein zu einer frommen Frau sagte: "Ich habe heute eine hl. Messe gehört; wenn ihr mir etwas Essen dafür geben wollt, so will ich euch den Nutzen und das Verdienst dieser Messe schenken," so wäre das gar übel getan, weil sie den geistlichen Nutzen mit einem zeitlichen Dinge vertauschen wollte. Die Vertauschung wäre auch ungültig, weil das Verdienst einer gehörten Messe nicht so lange vorbehalten, sondern sofort von Gott gegeben wird. Sobald sie also die hl. Messe gehört hat, da hat Gott ihr auch deren Verdienst zugeeignet. Hat sie aber das Verdienst niemandem geschenkt, so hat sie dasselbe entweder selbst bekommen oder es ist in den Verdienstschatz der Kirche übergegangen, wozu das Weiblein den Schlüssel nicht hat. Das gilt nun auch von dir und von jedem andern, dass du nämlich nach der Messe keinem anderen das Verdienst oder die Genugtuung derselben mehr zuwenden kannst, sondern du musst vor derselben oder wenigstens vor der Wandlung die Meinung machen, wofür du sie hören oder wem du ihren Wert und ihre Genugtuung zuwenden willst.

13. Wenn aber eine arme Frau zu einer reichen sagte: "Wenn ihr mir etwas zu essen geben wollt, so will ich eine hl. Messe für euch hören," so wäre das ganz recht getan und gesagt, denn es wäre so viel als wenn sie sagte: "Den Lohn, den ich durch diese hl. Messe von Gott verdienen kann, will ich mir abziehen und euch schenken." So gäbe dir dies arme Weiblein zehnmal mehr als du ihr, wenn du sie noch so reich beschenktest. Denn jeder, der die hl. Messe hört, bekommt aus den Verdiensten Christi einen großen Teil, durch welchen er einen großen Teil seiner Schulden bezahlen und himmlische Reichtümer einkaufen kann. Wenn nun ein armer Mensch diesen reichen Schatz, wenn auch für eine Gegengabe, freiwillig schenkt, so hast du einen so reichen Tausch getan, dass du keinen anderen derart tun kannst. So lasse dir denn dies gesagt sein, dass du gern durch einen armen Menschen hl. Messe für dich hören lässt und auf so leichte Weise deine Schulden abbüßt und deine himmlische Seligkeit vermehrst.
   

   

    
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