Die Erklärung des Heiligen
Messopfers
von Pater Martin von Cochem
1. Unter den Dingen, welche die Augen und Ohren
erlustigen, sind die Schauspiele, welche die Ereignisse des
Lebens wie lebend darstellen, nicht die geringsten, denn
daran haben eitle und neugierige Leute solches Vergnügen,
dass sie bei Tag und bei Nacht denselben beiwohnen können
und dafür teures Geld ausgeben. Wenn wir die Geheimnisse der
hl. Messe recht betrachten und uns vorstellen möchten, wie
der Priester als Stellvertreter Christi, gleichsam mit
Freudenkleidung angetan, alle Geheimnisse seines wunderbaren
Lebens lebendig vorführt und erneuert, so würden wir
gewisslich beim ersten Glockenzeichen zur Kirche eilen und
mit größter Begierde diesem lieblichen Schauspiele
beiwohnen. Vornehmlich deswegen, sagt Sanchez, "weil die
Verdienste unseres Erlösers in diesem hl. Schauspiele uns
geschenkt und zugeeignet werden." Nun aber ist es sehr zu
verwundern und zu beklagen, dass, trotzdem man den
Schauspielern Geld geben muss, viele dennoch lieber denen
zusehen und mit solchen Possen die edle Zeit vergeuden, als
dass man die Zeit zum Anhören der hl. Messe verwendet, da
doch bei dieser, auch nur durch andächtiges Zuschauen, uns
eine reiche Belohnung gegeben wird.
2. Du möchtest aber sagen: Es ist kein Wunder, dass die
vorwitzigen Leute lieber zu den Schauspielern als zu der
Messe eilen, weil in jenen viele lustige Dinge vorgesteilt
werden, während in der hl. Messe nichts zu sehen ist, was
Ohren und Augen erfreuen könnte. 0, wohl eine große
Blindheit der eitlen Menschen, welche keine anderen Augen
als nur unter der Stirne haben, in ihrem Gemüt aber ganz
erblindet sind. Denn wenn sie darin die Augen des Glaubens
hätten, so würden sie viele herzliche Lust bei diesem
heiligsten Schauspiele empfinden. Denn die hl. Messe ist ein
kurzer Inbegriff des ganzen Lebens Christi und eine
Erneuerung aller Geheimnisse desselben. Sie ist nicht eine
bloße und erdichtete Vorstellung, sondern eine wirkliche und
wahrhaftige Wiederholung dessen, was Christus auf Erden
getan und gelitten hat.
3. Denn in der hl. Messe haben wir dasselbe
Christkindlein, welches die Hirten in Windeln gewickelt
gefunden haben, in geringeren Windeln, nämlich
den Gestalten der hl. Hostie. Den hl. drei Königen
ward dies Kindlein zur Anbetung vorgesteilt und dem greisen
Simeon auf die Arme gelegt; wir haben ebendasselbe auf dem
Altar, um es andächtig anzubeten und mit den Armen der Liebe
innig zu umfangen. Unter der hl. Messe hören wir ihn das hl.
Evangelium predigen; wenn dies auch durch den Mund des
Priesters geschieht, so nützet es uns doch nicht weniger -
falls wir es überhaupt annehmen -, als wenn wir es aus dem
Munde Christi gehört hätten. Wir sehen ihn auch hier ein
viel größeres Wunder wirken als zu Kana in Galiläa; denn
dort verwandelte er Wasser in Wein, hier aber Wein in sein
heiligstes Blut. Bei der Messe erneuert er auch sein letztes
Abendmahl und konsekriert ebensowohl Brot und Wein, wie er
es damals getan hat. Bei der hl. Messe wird er auch
gleichsam wieder geschlachtet, nicht zwar blutigerweise
durch die Hände der gottlosen Schergen, wohl aber
unblutigerweise durch die Hände der geweihten Priester, und
dem allmächtigen Gott geopfert. Dazu sagt Pater Sanchez
folgende denkwürdige Worte: "Wer nun hieraus Nutzen schöpfen
will, der kann bei der hl. Messe ebenso Verzeihung der
Sünden und himmlische Gnaden empfangen, als wenn er bei all
diesen Geheimnissen persönlich zugegen gewesen wäre." Daraus
erhellt, wie heilsam die hl. Messe ist und wie viel ein
jeder Mensch dabei verdienen kann.
4. Nun wollen wir sehen, auf welche Weise Dionysius der
Karthäuser die Erneuerung der Geheimnisse des Lebens Christi
bei der hl. Messe auslegt, da er also spricht: "Das ganze
Leben Christi, das er auf dieser Welt zugebracht hat, ist
nur ein einziges hohes Amt der hl. Messe gewesen, in welchem
er selbst der Altar, der Tempel, der Priester und das Opfer
war."
5. Mit den priesterlichen Gewändern hat er sich
bekleidet in der heiligsten Sakristei des Mutterschosses
Maria, indem er unser Fleisch angenommen und das Kleid der
Sterblichkeit angelegt hat. Aus dieser Sakristei ist er in
der hl. Christnacht ausgegangen und begann den
Introitus oder
Eingang, als er in die Welt eintrat. Das
Kyrie eleison hat
er gesungen, als er in der Krippe liegend weinte. Das
Gloria haben die Engel gesungen, als sie den Hirten erschienen. Die
Kollekten hat
Christus gebetet, als er im Gebet die Nacht durchwacht und
die göttliche Barmherzigkeit für uns angerufen hat. Die
Epistel hat er
gelesen als er die Schriften des Alten Testamentes auslegte.
Das Evangelium hat
er gesungen, als er im Judenland umherzog und sein
Evangelium predigte. Das
Offertorium hat er gelesen, da er sich täglich Gott dem Vater zur
Erlösung der Menschheit aufgeopfert und alles zu leiden
angeboten hat. Die
Präfation sang er, indem er an unser statt Gott
unaufhörlich lobte und für die erzeigten Wohltaten Dank
sagte. Das Sanktus
hat das hebräische Volk am Palmsonntag gesungen, da sie
sprachen: "Gebenedeit sei der da kommt im Namen des Herrn,
Hosanna in der Höhe." Die
Konsekration vollzog er beim letzten Abendmahle, als er Brot und
Wein in seinen Leib und sein Blut verwandelte. Die
Aufhebung oder Elevation geschah, als er, an das Kreuz genagelt, in
die Höhe gehoben und aller Welt zum Schauspiel vorgestellt
wurde. Das Pater
noster hat er gebetet, als er die sieben Worte am Kreuze
gesprochen hat. Die
Zerbrechung der hl. Hostie ist geschehen, als seine
Allerheiligste Seele von seinem Leibe schied. Das
Agnus Dei hat der
Hauptmann gesprochen, da er, an die Brustklopfend, sprach:
"Wahrlich, dieser war der Sohn Gottes." Die
hl. Kommunion ist
geschehen, als der hl. Leichnam ins Grab gelegt wurde. Den
Segen
am Ende der Messe hat er gegeben, als er bei seiner Himmelfahrt
seine Jünger mit erhobenen Händen segnete.
6. Siehe, das ist das Hochamt und die lange Messe, wie
Christus auf Erden zelebriert oder gehalten und seinen
Aposteln und Priestern viel kürzer zu halten hinterlassen
hat. Davon Fornerus: "Die Messe ist ein kurzer Abriss des
Lebens Christi worin uns in einer halben Stunde vorgestellt
wird, was Er in den dreiunddreißig Jahren auf Erden
verrichtet hat. So sind wir denn ebenso glücklich, wenn
nicht noch glücklicher, wie diejenigen, welche mit Christus
auf Erden wandelten. Denn diese haben nur eine einzige, u.
zw. sehr lange Messe gehört oder angesehen, wir aber können
täglich viele Messen hören und mit geringer Mühe die Früchte
des ganzen Lebens Christi erwerben. Damit wir aber noch
klarer erkennen, dass Christus alle Geheimnisse seines
Lebens bei der hl. Messe erneuert, so will ich davon eine
denkwürdige Geschichte erzählen.
7. Weihbischof Thomas von Cantimpré schreibt: "Als ein
Priester zu Douai im Jahre 1254 zur österlichen Zeit in der
Kirche des hl. Amatus unter der Messe die Kommunion
austeilte, da sah er, wie eine hl. Hostie auf der Erde im
Staube lag. Hierüber erschrak er sehr, nicht wissend, wie
dies geschehen sei, fiel auf seine Knie und wollte sie mit
Ehrerbietung aufheben. Da sah er aber mit großer
Verwunderung, wie dieselbe sich selbst von der Erde erhob
und in der Luft schwebte. Er hatte nur ein einziges
Corporale bei der Hand, worauf das Ciborium stand, deswegen
nahm er das Purifikatorium, womit man den Kelch austrocknet,
in die Hand, hielt es unter die hl. Hostie und fing dieselbe
damit auf. Als dann trug er sie mit Freuden auf den Altar,
kniete demütig davor nieder und bat Christus um Verzeihung
wegen der Unehre, welche ihm widerfahren war. Wie er nun das
hochwürdige Sakrament ergriffen anschaute, sah er, dass die
Gestalt der hl. Hostie verschwand und sich in die Gestalt
eines holdseligen Kindleins verwandelte. Das rührte ihn zu
Tränen, er brach in lautes Schluchzen aus, so dass alle
Chorherren aus dem Chore eilten und dem Priester zu Hilfe
kommen wollten. Hier sahen alle die Gestalt eines
wunderschönen Kindleins und wurden dadurch so gerührt, dass
sie vor lauter Freude und Wonne sich nicht zu fassen
vermochten. Das sämtliche Volk, welches in der Kirche war,
eilte hinzu, dies große Wunder zu sehen und der Gegenwart
Christi versichert zu werden. Siehe aber, ein neues Wunder!
Wiewohl die Chorherren ein Kind sahen, so konnten dennoch
die Weltleute dasselbe nicht sehen, sondern sahen
stattdessen Christum in seiner männlichen Gestalt und in
seiner göttlichen Majestät. Welch ein Schrecken und
Erstaunen sie überfiel, konnten sie selber nicht sagen noch
ihr Lebtag vergessen. Aus Ehrerbietung schlugen sie ihre
Augen zu Boden, bald aber erhoben sie dieselben, ihn
anzuschauen. Diese herrliche Erscheinung dauerte eine ganze
Stunde. Welche Anmutungen sie in selber Stunde erweckt und
welche Süßigkeiten sie in ihrem Herzen empfunden haben, wer
will es erklären! 0 Gott, hätten auch wir die Gnade gehabt,
solches zu sehen! Nachdem nun der Zulauf groß geworden und
Christus seine leibliche Gestalt nach einer Stunde ihren
Augen entzogen hatte, da verschloss der Priester die
hochheilige Hostie im Tabernakel, und das Volk breitete das
Wunder allerorten aus." Als genannter Weihbischof, welcher
die Geschichte schreibt, das Wunder vernommen, reiste er von
Cambrai nach Douai, kam zum Dekan der Stiftskirche des hl.
Amatus und fragte ihn, ob das Gerücht, welches er von der
Erscheinung Christi gehört hatte, wahr sei. Der Dekan
sprach: "Es ist nicht allein wahr, dass Christus in der
heiligen Hostie von vielen ist gesehen worden, sondern dass
er noch von vielen in seiner menschlichen Gestalt wirklich
gesehen wird." "Da entstand in mir", schreibt der
Weihbischof, "eine große Begierde, Christum auch zu sehen,
und ich bat den Herrn Dekan, dass er mir auch die
hochwürdige Hostie zeigen möchte. Er ging mit mir zur
Kirche, und zugleich mit uns ging eine große Menge Volkes,
hoffend, Christum noch einmal zu sehen. Der Dekan eröffnete
den Tabernakel nicht ohne Schrecken, nahm das hochheilige
Gut mit großer Ehrerbietung heraus und gab dem Volke den
Segen mit demselben. 0 Wunder! Das Volk erhob seine Stimme,
brach in Schluchzen aus und schrie: "0 Jesus! 0 Jesus!" Ich
fragte was das Schreien und Weinen bedeute, und sie sagten
"Wir sehen unsern lieben Heiland mit leiblichen Augen." Ich
aber konnte nichts anders sehen als nur die Gestalt der
heiligen Hostie. Deswegen ward ich sehr betrübt und glaubte,
dass ich wegen meiner Sünden nicht würdig erachtet würde,
meinen Erlöser anzuschauen. Ich erforschte mein Gewissen
genau, und als ich nichts Merkliches fand, bat ich Christum
mit weinenden Augen, dass er mich auch würdigen wolle, sein
liebes Angesicht mit leiblichen Augen anzuschauen. Nach
meinem inständigen Gebete ward mir meine Bitte gewährt, und
ich sah mit meinen unwürdigen Augen nicht die Gestalt eines
Kindleins, wie viele von dem Volke sahen, sondern ich sah
die Gestalt eines vollkommenen Mannes. Ich sah Christum ganz
klar: seine Augen waren überaus klar und lieblich, sein Haar
floss vom Haupt bis auf die Schultern, sein Bart war
ziemlich lang und unter dem Kinn etwas gekrümmt; seine Stirn
war glatt und breit, seine Wangen hager und sein Haupt ein
wenig geneigt. In dieser schönen Gestalt sah ich meinen
Heiland Jesus Christus eine gute Weile an und ward von
diesem Anblicke so bewegt, dass mein Herz vor Größe der
Liebe und Süßigkeit fast verging. Nachdem ich längere Zeit
der Freude dieses lieben Bildes genossen hatte, da
veränderte sich die liebliche Gestalt des Angesichtes
Christi in eine betrübte Gestalt, und ich sah ihn, wie er in
seinem bitteren Leiden gewesen, nämlich mit einer
Dornenkrone gekrönt und mit Blut überronnen, das von seiner
Stirne über die Wangen herabfloss. Durch diesen
erbarmenswerten Anblick ward ich zu einem solch herzlichen
Mitleid bewegt, dass ich heiße, bittere Trinen weinte und
das schmerzliche Leiden Christi in meinem Herzen bedauerte.
Ja, es war mir, als ob die spitzigen Dornen der Krone
Christi in meinem Haupte steckten. Auch das anwesende Volk
erhob ein verwirrtes Geschrei, ein jeder auf besondere
Weise, weil ein jeder etwas Besonderes sah und schaute.
Einige sahen ihn in demselben Augenblick in der Gestalt
eines lieblichen Kindleins, einige in der Gestalt eines
schönen Knaben, andere in der Gestalt eines erwachsenen
Jünglings, andere in der Gestalt eines wohlgestalteten
Mannes und einige in der Gestalt seines Leidens. Was für
Bewegungen sie aber in ihren Herzen empfunden, welche
Anmutungen sie erweckt, was für Gefühle sie durch ihr Rufen
ausgedrückt und wie viel süße und bittere Tränen sie geweint
haben, mag ein jeder selbst erwögen, da es mir unmöglich
ist, dies zu beschreiben."
8. 0, wohl ein schönes, liebes, anmutiges und
tröstliches Beispiel! 0, wäre ich damals auch zu Douai
gewesen, o, hätte ich auch die Gnade dieses frommen Volkes
gehabt, dass ich meinen Gott und Heiland mit meinen Augen in
so vielen Gestalten hätte sehen dürfen! 0 was für Freude
hätte ich gehabt, was für Trost empfangen! Obwohl ich dich,
o Jesu, in der hl. Hostie niemals gesehen habe, glaube ich
dennoch ganz fest, dass du wahrhaftig darin gegenwärtig bist
und deinem himmlischen Vater alle Gestalt, die du auf Erden
gehabt, lebendig vor Augen stellst. Dass dieses dir, dem
Allmächtigen, leicht ist, merke ich mir an diesem Beispiel,
in welchem ich vernommen, dass in demselben Augenblick
einige dich als Kindlein, andere als Knaben, andere als
Jüngling und andere als Mann geschaut haben. Etliche sahen
dich verherrlicht, etliche leidend und etliche sterbend, und
das in einem einzigen Augenblick. Ebenso tut es Christus in
jeder hl. Messe, in welcher er sein ganzes Leben und Leiden
erneuert und alle Geheimnisse desselben dem himmlischen
Vater dem Heiligen Geiste, seiner lieben Mutter, allen
Chören der Engel und allen Scharen der Heiligen ebenso klar
vorstellt, als wenn alles und jedes wirklich wiederum
geschehe.
9. Er zeigt ihnen die Gestalt, wie er im Mutterschoss
und im Kripplein gelegen, wie er beschnitten und im Tempel
aufgeopfert worden, wie er nach Ägypten geflohen und das
Elend der Verbannung gelitten, wie er gefastet und gepredigt
hat und umherwandelte, wie er verfolgt, verkauft, verraten,
verklagt, gegeißelt, gekrönt, gekreuzigt, getötet und
begraben wurde, wie er schließlich auferstanden und gen
Himmel aufgefahren ist. Mit dieser lebendigen Vorstellung
und wahrhaften Erinnerung seines heiligsten Lebens und
Leidens macht er Gott dem Vater und dem Heiligen Geiste wie
auch dem ganzen himmlischen Heer keine geringere Freude, als
er ihnen durch diese Geheimnisse bei seinen Lebzeiten
gemacht hat. Deswegen schöpft der Himmel aus einer jeden
Messe unvergleichlich größerer Freude und Wonne als von
allen guten Werken dieser ganzen Welt zusammengenommen.
10. Diese Freude entspringt nicht bloß aus der
Erinnerung an das Leben und Leiden Christi, sondern auch aus
den Gesinnungen und Anmutungen, welche die Menschheit
Christi bei der hl. Messe gegen Gott zeigt. Denn während
jeder Messe ehrt, lobt, hebt, dankt und verherrlicht
Christus die Allerheiligste Dreifaltigkeit aus der ganzen
Kraft seiner göttlichen Natur, aus der ganzen Macht seiner
menschlichen Natur und von Grund seines Herzens auf so hohe
und unbegreifliche Weise, dass diese Wirkungen des Lobes und
der Liebe alles Lob und alle Liebe der Engel und alle Ehre
und Dienste der Heiligen, welche sie ihm auf Erden geleistet
haben, unendlicher Weise übertrifft. Daraus lässt sich klar
abnehmen, was für ein hoher Gottesdienst die hl. Messe ist
und wieviel man sowohl durch das Lesen wie auch durch das
Anhören derselben bei Gott ausrichten kann. Die übrigen
Dienste, welche Christus in der hl. Messe seinem Vater
leistet, werden weiter unten noch ausführlicher erklärt
werden.
11. Zu Ende dieses Kapitels erwäge, wie sehr die hl.
Messe uns nützt, und was für große Verdienste wir dadurch
erwerben können. Christus hat dreiunddreißig Jahre auf Erden
gearbeitet und einen überaus reichen Schatz von Verdiensten
gesammelt, nicht zwar für sich, sondern für uns, seine armen
Kinder. Er lässt aber noch nicht nach zu arbeiten, sondern
fährt noch immer damit fort, wie er selbst bezeugt: "Mein
Vater wirket bis jetzt, und auch ich wirke" (Joh. 5, 17),
nicht, um mehr zu verdienen, sondern, dass er uns fähig
mache, seine Verdienste zu empfangen. Deswegen erneuert er
in allen Messen sein heiliges Leben und verrichtet in jeder,
was er in den dreiunddreißig Jahren vollbracht hat. Das
stellt er seinem Vater vor Augen, auf dass er ihn uns
versöhne. Damit erfreut er seinen Vater, auf dass er ihm den
Unwillen, den er aus unseren Sünden geschöpft hat,
vertreibe. Dies alles opfert er seinem Vater auf, um unsere
Schulden zu bezahlen. Und wenn wir bei der hl. Messe sind,
so schenkt er uns dies alles, jedem nach seiner Fähigkeit,
auf dass wir dadurch unsere Strafen abbüßen.
12. 0 so danke denn deinem treuherzigsten Freunde,
welcher so viel für dich gearbeitet und dir einen reichen
Schatz gesammelt hat! Erkenne seine treuherzige
Freundlichkeit, da er dir diesen teuren Schatz täglich
gleichsam umsonst anbietet, ja sogar schenken will! So
versäume denn nicht, täglich zur hl. Messe zu gehen und
durch eine so geringe Mühe einen großen Teil dieses Schatzes
zu heben und dir anzueignen. Wenn du in weltlichen Dingen so
leicht könntest reich werden wie an deiner Seele, du würdest
gewiss keine Mühe sparen und keine Zeit verlieren. Wie magst
du denn beim Erwerben der ewigen Reichtümer so gar saumselig
sein und diesen unendlichen Schatz so leichtsinnig
verscherzen! Gott wohle deine Blindheit erleuchten, deine
Trägheit ermuntern und dir einen neuen Eifer zu dem so
nützlichen Messehören eingießen. Amen.