Die Erklärung des Heiligen
Messopfers
von Pater Martin von Cochem
1. Der Lieblingsjünger St. Johannes sagt in seinem
ersten Briefe (2,1f.) diese Worte: "Wir haben einen
Fürsprecher bei dem Vater, Jesum Christum, den Gerechten und
dieser ist die Versöhnung für unsere Sünden." Ist das nicht
eine treue Versicherung unseres Heiles? Sagt ja doch die hl.
Schrift so ausdrücklich, dass der Sohn Gottes selbst, der
Beisitzer des göttlichen Gerichtes, ja der wahre Richter der
Lebendigen und der Toten, auch zugleich unser Advokat und
Fürbitter sei.
2. Hier ist aber nun die Frage, wann und wo Christus
dieses sein Amt verrichtet. Die katholische Kirche glaubt
und lehrt, dass Christus nicht allein im Himmel, sondern
auch auf Erden in der hl. Messe für uns bittet und uns Gott
anbefiehlt. Das bezeugt der hochgelehrte Suarez mit den
Worten: "Sooft das Messeopfer dargebracht wird, so oft
bittet Christus für denjenigen, welcher opfert, und für
diejenigen, für welche geopfert wird." Also Christus bittet
für den Priester, welcher die hl. Messe liest, und für die
Leute, welche mit ihm dieselbe aufopfern, wie auch für alle,
für welche der Priester und die Leute dieselbe namentlich
darbringen.
3. Auf welche Weise Christus für diese bittet,
beschreibt Laurentius Justinianus also: "Wenn Christus auf
dem Altare geschlachtet wird, ruft er zu seinem Vater und
zeigt ihm seine Wunden, auf dass er die Menschen durch sein
eifriges Bitten vor der ewigen Strafe bewahre." Das sind
fürwahr schöne Worte, welche uns anzeigen, wie treulich
Jesus für uns bittet und wie eifrig er sich unserer Sache
annimmt. Auf Erden hat er sich unseres Heiles so angenommen,
dass er manche lange Nacht ohne Schlaf in stetem Beten und
Wachen zugebracht hat, wie St. Lukas mit ausdrücklichen
Worten bezeugt: "Er ging hinaus auf den Berg, um zu beten,
und er brachte die ganze Nacht im Gebete mit Gott zu." (Luk.
6,12.) Dass er das aber nicht nur einmal, sondern des
Öfteren getan, ist aus den Worten abzunehmen: "Er lehrte bei
Tage im Tempel, des Nachts aber ging er hinaus und hielt
sich am
Ölberge auf." (Luk. 21, 37 und Kap. 29, 39): "Er ging
nach seiner Gewohnheit hinaus an den Ölberg." Daraus ist zu
ersehen, dass Jesus den Brauch hatte, des Nachts an den
Ölberg zu gehen und unter freiem Himmel im Gebete zu
verharren. Was meinst du nun aber, was und für wen er
gebetet habe? St. Ambrosius sagt: "Der Herr betet nicht, als
ob er für sich bitte, sondern dass er für mich etwas
erhalte." Nicht für sich, sondern für mich und für dich und
für alle Menschen hat der treue Heiland manche Nacht im
Gebete zugebracht, damit er uns vor dem ewigen Verderben
bewahren möchte. Weil Christus voraussah, wie viele
Millionen Menschen, für welche er den bitteren Tod erlitt,
dennoch verdammt würden, so trieb ihm der Untergang so
vieler Seelen viel tausend Tränen aus seinen milden Augen
und viel tausend Seufzer aus seinem mitleidigen Herzen.
4. All diese eifrigen Gebete, welche unser treuer
Heiland auf Erden gesprochen hat, erneuert und wiederholt er
in jeder Messe und stellt dieselben Gott dem Vater so klar
vor Augen, als wenn er sie allesamt noch einmal spräche.
Ingleichen zeigt er ihm auch die heißen Tränen, die er für
das Heil der Sünder geweint hat; er zählt ihm vor die
herzlichen Seufzer, die ihm die Sorge für die Sünder
ausgepresst hat, und rechnet ihm vor die vielen Nächte, die
er in Wachen und Beten für die Rettung der Sünder zugebracht
hat. Dies alles opfert er zwar für das Heil der ganzen Welt,
vornehmlich aber für das Heil eines jeden, der bei der hl.
Messe zugegen ist. Nun bedenke, wie heilig, wie andächtig
und wie kräftig das Gebet sein muss, welches der Heilige
aller Heiligen, Jesus Christus, der Sohn Gottes, in eigener
Person aus der ganzen Kraft seiner vergöttlichten Menschheit
spricht! Wie heilsam muss dieses Gebet sein für die, für
welche er es spricht, wie angenehm dem himmlischen Vater, zu
welchem es gesprochen wird!
5. Weiter wisse, dass Christus auf dem Altare nicht
allein für alle Gegenwärtigen bittet, sondern sich auch,
damit seine Bitte desto kräftiger sei, für deren Heil Gott
aufopfert. Wie hoch, wie mächtig, wie kräftig diese
Aufopferung sein mag, wer will's erkennen, ergründen,
erklären? Höre, was davon in den Offenbarungen der hl.
Gertrud geschrieben steht: "Bei der Aufhebung der hl. Hostie
sah St. Gertrud, wie Christus sein allersüßestes Herz wie
einem goldenen Kelch gleichsam mit seinen eigenen Händen
emporhob und seinem Vater vorstellte und sich selbst auf
eine so unaussprechliche und unbegreifliche Weise für seine
Kirche aufopferte, dass keines Geschöpfes Würdigkeit dies zu
begreifen vermag."
6. Merke doch also um Gottes willen, was für ein hohes
Geheimnis die hl. Messe ist, und beherzige, was für ein
hochwichtiges, göttliches Opfer sie sei, merke es dir und
staune, weil die hohe Weise dieses Aufopferns kein Mensch,
kein Heiliger, kein Engel, ja auch die allererleuchteste
Mutter Gottes selbst nicht völlig ergründen kann. Auf dass
Christus dieses sein Wort noch mehr erklären und bekräftigen
möchte, hat er dasselbe der seligen Mechtild, Schwester der
hl. Gertrud, mit folgenden Worten offenbaren wollen: "Ich
allein weiß und erkenne vollkommen, wie ich mich täglich auf
dem Altar Gott dem Vater aufopfere für das Heil der
Gläubigen; weder Cherubim noch Seraphim noch alle
himmlischen Kräfte können es völlig ergründen." Aus diesen
sehr denkwürdigen Worten nimm ab, wie eifrig und kräftig
Jesus auf dem Altar für seine lieben Gläubigen, besonders
aber für die Anwesenden nicht allein bittet, sondern auch
sich selbst auf eine so hohe Weise aufopfert, dass selbst
die allerhöchsten himmlischen Geister dies nicht völlig
verstehen können. 0, was für eine Gnade ist dieses für uns,
was für ein großes Heil!
7. Neben all diesem ist auch hier wieder zu beachten,
dass Christus bei der hl. Messe sich nicht aufopfert in
jener Majestät, in welcher er im Himmel thront, sondern in
solcher Demut und Erniedrigung, wie keine sonst zu finden
ist. Denn auf dem Altar ist er nicht allein unter der
Gestalt der großen Hostie, sondern auch im allerkleinsten
Stücklein zugehen, welches von derselben abfällt.
8. Unter dieser so geringen Gestalt, in dieser seiner
äußerster Erniedrigung schreit er vom Altare zu Gott im
hohen Himmel empor mit allmächtiger Stimme, welche die
Wolken zerteilt und in das Innerste der göttlichen
Barmherzigkeit eindringt. Von dem Könige in Ninive lesen wir
beim Propheten Jonas als er vernommen, dass die Stadt nach
vierzig Tagen untergehen solle, da sei er von seinem Thron
aufgestanden, habe sein königliches Gewand von sich
geworfen, ein Bußkleid angetan und allem Volke befohlen,
Gottes Barmherzigkeit anzurufen. Durch diese seine Demut und
Bußfertigkeit hat er erreicht, dass Gott sein Urteil
widerrief und die boshafte Stadt verschonte. Wenn denn nun
dieser heidnische König durch seine Erniedrigung für seine
Stadt Gnade erworben hat, was wird dann Christus, welcher
bei der hl. Messe viel mehr tut, von dem gütigen Gott nicht
erhalten? Denn er steht auf von seinem göttlichen Thron,
wirft seine Majestät gleichsam von sich, zieht das geringe
Gewand der Gestalten der hl. Hostie an und ruft mit aller
Macht zu dem allmächtigen Gott um Barmherzigkeit für sein
liebes Volk, gleichsam sprechend:
9. "0 lieber himmlischer Vater, siehe an diese meine
äußerste Demut und tiefste Erniedrigung, da ich mich vor dir
gar so verdemütige, dass ich mehr einem Würmlein als einem
Menschen gleich zu sein scheine. Dieses tue ich für die
armen Sünder, dass du ihnen verzeihen und sie verschonen
wollest. Sie haben sich wider dich erhoben, ich aber
demütige mich vor dir. Sie haben dich mit ihren Sünden
erzürnt, ich aber will dich mit meiner Demut versöhnen. Sie
haben von deiner Gerechtigkeit Strafen verdient, ich aber
will dieselben durch mein eifriges Bitten von ihnen
abwenden. Um meinetwillen also schone ihrer, o liebster
Vater, und strafe sie nicht nach ihrer Schuld. Übergib sie
doch nicht dem leidigen Satan und lass sie nicht ewig
verloren gehen. Ich will sie nicht verlieren, denn sie sind
mein und sind durch mein Blut gar teuer erkauft worden.
Besonders aber liebster Vater, für die anwesenden Sünder und
Sünderinnen, für welche ich jetzt noch noch einmal mein
Leben hingebe und mein teures Blut geistiger Weise vergieße,
auf dass du sie durch die Kraft meines hl. Blutes und
bitteren Todes vor dem ewigen Tode bewahrest".
10. 0 Jesu, wohin bringt dich die Liebe zu deinen
Gläubigen, dass du dich ihrer so treulich annimmst, so viel
auf dem Altare für sie tust und so eifrig für sie bittest!
Diese deine große Liebe und Treue können wir niemals hoch
genug schätzen, viel weniger auf irgendeine Weise als nur
durch fleißige Teilnahme an der hl. Messe vergelten. Wer
wollte denn nicht gerne bei der hl. Messe sein, da er doch
weiß, dass Christus selbst für sein Heil bittet, ja nicht
allein bittet, sondern, damit sein Gebet desto kräftiger
sei, sein Leiden erneuert und sich selbst auf so
unaussprechliche Weise zum Opfer hingibt? Wer sollte nicht
auf eine solche Fürbitte vertrauen? Wer sollte nicht nach
einem solchen Fürsprecher verlangen? 0 wie leicht kannst du
ihn haben, ja, du hast ihn wirklich, wenn du der hl. Messe
beiwohnst. Es unterliegt keinem Zweifel, dass Christus am
Kreuze die unter dem Kreuz Stehenden seinem Vater ganz
besonders empfohlen und ihnen die Früchte seines Leidens
ganz besonders zugeeignet habe. Also unterliegt es auch
keinem Zweifel, dass Christus bei der hl. Messe für die
Anwesenden dasselbe tut, besonders wenn sie ihn als
Fürsprecher anrufen, indem sie bitten, dass er sich auch für
sie aufopfern wolle. Denn alsdann bittet er ebenso kräftig
für sie, wie er am Kreuze für seine Feinde gebetet hat. Was
wird dieses Gebet nicht bewirken? Welch großes Heil wird es
uns erwerben? 0 welch feste Hoffnung auf die ewige Seligkeit
soll uns dies bringen, dass der eingeborene Sohn Gottes sich
würdigt, täglich für uns zu bitten und die Sache unseres
Heiles auf sich zu nehmen!
11. Wenn die allerseligste Jungfrau Maria vom Himmel
herabkäme, dir erschiene und tröstlich zu dir sagte:
"Fürchte dich nicht, mein liebes Kind, denn ich verspreche
dir, dass ich das wichtige Geschäft deines Heiles auf mich
nehmen, meinen Sohn inständig bitten und nicht eher zu
bitten nachlassen werde, bis er mir verspricht, dass er dich
selig machen wolle" - würdest du dich nicht von Herzen
freuen? Würdest du nicht vor Größe der Freude von Grund
deiner Seele ausrufen: "Nun bin ich von Herzen getröstet!
Nun habe ich gar keinen Zweifel mehr an meiner Seligkeit,
denn die Mutter Gottes ist mir erschienen und hat mir
ernstlich versprochen, dass sie nicht nachlassen wolle zu
bitten bis sie mir das ewige Heil erwerbe." Da hättest du
reichlich Ursache, dich zu erfreuen, wenn dir diese Gnade
widerfahren sollte, und ich würde mich gleichermaßen freuen,
wenn die liebe Mutter Gottes mir eine derartige Wohltat
erzeigen und mir ihre machtvolle Fürbitte versprechen
wollte.
12. Wenn wir denn billigermaßen so großes Vertrauen auf
die kräftige Fürbitte Mariä setzen, warum setzen wir dann
nicht dasselbe, ja viel größeres Vertrauen auf die
allmächtige Fürsprache des eingeborenen Sohnes Gottes,
welcher uns nicht allein verspricht, dass er sich unseres
Heiles annehmen und seinen Vater für uns um Erwerbung der
Seligkeit bitten wolle, sondern in jeder Messe, bei welcher
wir persönlich gegenwärtig sind, wirklich für uns eintritt
und der göttlichen Gerechtigkeit gleichsam Gewalt antut,
dass sie uns nicht nach unserem Verschulden strafen, sondern
aus Gnaden selig machen wolle. Denn Er bittet nicht allein,
sondern es bitten zugleich, ja rufen seine Tränen mit so
vielen Anmutungen, wie Tränen aus seinen Augen geweint
worden sind. Mit Ihm rufen auch seine hl. Wunden mit so
vielen Stimmen, wie Wunden an seinem heiligsten Leibe
gewesen sind. Mit Ihm rufen auch seine Blutstropfen mit so
vielen Worten, als Tropfen aus seinen schmerzlichen Wunden
geflossen sind. Mit Ihm ruft auch sein göttliches Herz mit
so vielen Bewegungen, wie Seufzer aus demselben gekommen
sind. Die Stimme des hl. Blutes und dieses Rufen der Wunden,
der Tränen und des Herzens ist allmächtig, es übersteigt die
Wolken, zerteilt die Himmel und durchdringt das Herz des
himmlischen Vaters. Was wird denn dieses Rufen und Flehen
nicht erhalten? Was für Gnaden wird es uns nicht erbitten,
was für Übel nicht von uns abwenden?
13. Wenn du also wohl weißt, dass Christus in der hl.
Messe für alle Anwesenden ganz besonders bittet, warum gehst
du dann nicht in die hl. Messe, auf dass auch du seines
Gebetes teilhaftig werdest? Du klagst und beseufzest ja oft,
dass du nicht andächtig beten könntest: warum gehst du denn
nicht zur hl. Messe, dass Christus allda für dich oder an
deiner statt bete und deinen Mangel ersetzt? :Er lädt dich
doch so freundlich ein: "Kommt alle zu mir, die ihr mit Mühe
und Arbeit beladen seid, ich will euch erquicken" (Matth.
11, 28). So rief er, da er noch auf Erden war. Vom Altare
aus aber scheint er zu rufen: "Kommet her zu mir alle, die
ihr nicht andächtig beten könnt, und ich will für euch
beten." Warum erfüllst du denn nicht den Wunsch Christi, o
armseliger Mensch, warum eilst du nicht zu ihm in der hl.
Messe? Du läufst ja in der Not gern zu den Leuten, ihnen
dein Elend zu klagen und sie um ihr Gebet für dich
anzusprechen. Wenn du auf das Gebet der Menschen vertrauest,
warum vertrauest du nicht vielmehr auf das allerkräftigste
Gebet Christi? Du steckest ja wirklich in großer Not, und
deine größte Not ist die augenscheinliche Gefahr der
Verdammnis. Davon sprachen die Jünger zu Jesus: "Wer kann
wohl selig werden?" Er antwortete: "Bei den Menschen ist es
unmöglich, nicht aber bei Gott" (Mark. 10, 26f.). Da du also
aus dem Munde Christi hörest, dass es dir nicht möglich sei,
aus eigener Kraft selig zu werden, so fliehe doch in dieser
größten Gefahr täglich zur hl. Messe, auf dass Christus für
dich bete und dir die Seligkeit beim Vater erbitte.
14. Du möchtest aber sagen: "Ach, ich armseliger
Mensch, ich verdiene nicht und bin nicht würdig, dass
Christus für mich bittet." So denke nicht, sondern sei
versichert, dass, wenn du Christus bei der Messe nur mit
einem Seufzer ansprichst, er ganz gewiss für dich bittet, ja
gleichsam bitten muss. Denn also spricht St. Paulus: "Jeder
Hohepriester wird für die Menschen bestellt in ihren
Angelegenheiten bei Gott, damit er darbringe Gaben und Opfer
für die Sünden" (Hebr. 5. 1). Weil denn Christus vom
himmlischen Vater zu unserem höchsten Priester verordnet
worden, und weil er in der hl. Messe sein priesterliches Amt
verwaltet, deswegen muss er von Amtes wegen für sein Volk
bitten. Das tut er nicht bloß für alle insgemein, sondern
auch für jeden insbesondere; gleichwie er für alle insgemein
und für jeden insbesondere gelitten hat, und gleichwie er
jetzt für alle insgemein und für jeden insbesondere sorgt.
Darum hast du gar nicht am Gebet Christi zu zweifeln,
sondern bist dessen, wenn du der hl. Messe beiwohnst,
versichert und vergewissert.
15. Aus allem Gesagten hast du nun genugsam vernommen,
wie kräftig und eifrig unser Heiland auf dem Altare für uns
bittet, und wie heilsam für uns Arme dieses sein hl. Gebet
ist. Nun ist nur noch übrig, dass du dein Gebet mit dem
Gebete Christi vereinigst oder ihn bittest, dass er es mit
seinem Gebet vereinigen wolle. Das beweist Fornerus, Bischof
zu Hebron: "Die Gebete", sagt er, "welche von demjenigen,
der die hl. Messe andächtig hört und sie Gott für sich
aufopfert, mit dem Messopfer vereinigt werden, gehen allen
anderen, auch viele Stunden währenden noch so eifrigen
Gebeten und himmlischen Beschauungen gleichsam unendliche
Meilen weit vor, u. zw. durch die Kraft der Verdienste des
Leidens Christi, welches seine Macht in der hl. Messe durch
einen wunderbaren Überfluss der Gnaden und himmlischen Güter
beweist." Diese seine Meinung bekräftigt Fornerus mit
folgendem Beweis: "Denn gleichwie das Haupt der edelste Teil
des Körpers ist und alle Glieder an Würde übertrifft, so
übertrifft auch das Gebet Christi, der unser Haupt ist und
in der hl. Messe für uns betet, das vereinigte Gebet aller
Christen, welche die Glieder Christi sind."
16. Wenn nun ein Mensch sein armseliges Gebet bei der hl. Messe mit dem alleredelsten Gebete Christi vereinigt, so wird es verbessert und geadelt, gleichwie ein kupferner Pfennig, der in flüssiges Gold getaucht wird. Es wird zugleich mit dem göttlichen Gebet Christi in den Himmel getragen und Gott als eine edle Gabe dargeboten. Hieraus folgt, dass ein geringes Gebet, bei der hl. Messe gesprochen, viel besser ist als ein eifriges zu Hause gesprochen. Denn sie werden aller Gnaden, die in diesem Buche geschrieben sind, teilhaftig und sammeln sich einen großen Schatz von Verdiensten im Himmel.