Die Erklärung des Heiligen
Messopfers
von Pater Martin von Cochem
1. Was für ein gewaltiger Herr der allmächtige Gott ist,
kann kein Mensch begreifen und kein Engel aussprechen. Seine
Wesenheit ist unendlich, seine Heiligkeit unergründlich,
seine Herrlichkeit ist unschätzbar und seine Reichtümer sind
unvergleichlich. Er ist die allerstrengste Gerechtigkeit,
die allermildeste Barmherzigkeit, die liebenswürdigste
Freundlichkeit und die wunderbarste Schönheit. Wiewohl alle
Engel und Heiligen ihn von Herzen lieben, so erzittern sie
dennoch vor seiner furchtgebietenden Majestät und beten
dieselbe auf ihrem Angesicht liegend mit tiefster
Ehrerbietung an. Aus allen Kräften loben, preisen und
benedeien sie seine unendliche Vollkommenheit und können
sich niemals ganz am Lobe Gottes ersättigen. Dieses Lob will
Gott von ihnen haben, wie es ihm als dem höchsten Herrn
gebührt und wegen seiner unendlichen Herrlichkeit am
vollsten Maße zukommt.
Von Ewigkeit her, ehe noch etwas erschaffen war, lobte der
allmächtige Gott sich selbst, und die drei göttlichen
Personen freuten sich ihrer Majestät und Herrlichkeit. Gott
Vater lobte die unergründliche Weisheit des Sohnes, Gott der
Sohn lobte die allermildest Gütigkeit des Heiligen Geistes,
und dieser pries die unendliche Allmacht des Vaters. Dies
können wir abnehmen aus den Offenbarungen der hl. Mechtildis,
zu welcher Christus sprach: "Wenn du mich loben willst, so
ehre mich in Vereinigung mit der allerhöchsten
Verherrlichung, mit welcher Gott Vater in seiner Allmacht
und der Heilige Geist in seiner Liebe mich von Ewigkeit
geehrt haben, ebenso in Vereinigung mit der allerhöchsten
Ehre die ich durch meine unerforschliche Weisheit dem Vater
und dem Heiligen Geiste, und der Heilige Geist durch seine
unwandelbare Liebe dem Vater und mir von Ewigkeit geschenkt
haben."
2. Durch seine unendliche Güte angetrieben, erschuf der
liebe Gott Himmel und Erde, Engel und Menschen, lebendige
und leblose Kreaturen, um auch von diesen nach seiner Würde
und Ihren Kräften gelobt und geehrt zu werden. Dass dieses
seine hauptsächlichste Absicht war, bezeugt die hl. Schrift
(Sprichw. 16, 4): "Der Herr hat alles um seiner selbst
willen gemacht", nämlich um von seinen Geschöpfen erkannt,
gelobt und geehrt zu werden. Dies haben die Engel gleich
nach ihrer Erschaffung getan, tun es noch jetzt und werden
es tun in alle Ewigkeit. Dieses haben auch Sonne und Mond
und alle Sterne getan, wie Gott selbst bei Job (38, 4 u. 7)
bezeugt: "Wo warest du, als ich die Gründe der Erde legte?
Da mich die Morgensterne lobten allzumal und alle Kinder
Gottes jauchzten?" Diese Kinder Gottes waren die Engel,
welche schon erschaffen waren, als Gott die Erde gründete.
Alle vernunftlosen und leblosen Geschöpfe, nämlich alle
zahmen und wilden Tiere, alle Bäume und Pflanzen, alle
Steine und Metalle, loben auch Gott, jedes nach seiner Art,
und gereichen ihrem Schöpfer zur Ehre, weil er ihnen ihr
Dasein gegeben hat. Darüber belehrte Christus die hl.
Mechtild mit den Worten: "Wenn der Priester in der hl. Messe
(bei der Präfation) spricht: Durch welchen die Engel deine
Majestät loben, so lobe mich in Vereinigung mit dem
himmlischen Lobe, mit welchem die hl. Dreifaltigkeit sich
selbst lobt und von ihr gelobt wird, und welche überfließt
in die seligste Jungfrau Maria und in alle Engel und
Heiligen. Danach sprich ein Vaterunser und opfere es mir in
Vereinigung des Lobes, mit dem mich loben Himmel und Erde
und alle Kreaturen." -
3. Wenn denn also alle Geschöpfe Gott loben, wie viel mehr
sind dann die Menschen schuldig, Gott zu loben und zu
preisen, weil sie ja hauptsächlich deswegen von Gott
erschaffen und mit der Vernunft begabt worden sind. Das hat
vor allen Vätern des Alten Testamentes David wohl beherzigt
und im Wunsche, den höchsten Gott nach all seinen Kräften zu
loben, die Psalmen gedichtet und selbst gebetet, in welchen
ja lauter Lob Gottes begriffen ist. Er muntert sich selbst
darin zum Lobe Gottes auf, ruft Himmel und Erde an und lädt
alle Geschöpfe ein, dass sie ihm helfen sollen, seinen und
ihren Gott aus allen Kräften zu loben. Auf dass auch seine
Nachkommen fortfahren sollten, Gott zu loben, deswegen hat
er die Psalmen aufgeschrieben und sie den Priestern und
Leviten eingehändigt und ihnen befohlen, den Gott Israels
täglich während des Gottesdienstes auf solche Weise zu loben
und zu ehren. Ähnlich haben es die drei Jünglinge im
Feuerofen gemacht: sie haben mitten im Feuer mit heller
Stimme das Lob Gottes gesungen und alle Geschöpfe dazu
eingeladen mit den Worten: "Preiset alle Werke des Herrn den
Herrn, lobet und erhebet ihn in alle Ewigkeit! Lobet ihr
Engel des Herrn den Herrn, lobet und erhebet ihn in
Ewigkeit." (Dan. 3, 57f.). Da nun die Juden Gott so gelobt
haben, wie viel mehr sind wir Christen dazu verpflichtet,
weil wir ja deswegen zu Kindern Gottes angenommen sind, wie
Paulus an die Epheser (1.5f.) schreibt: "Er hat uns
vorherbestimmt zur Kindschaft, zum Preise der Herrlichkeit
seiner Gnade." Das heißt: Gott hat uns zu seinen Kindern
angenommen, damit wir seine Glorie und Gnade preisen sollen.
Dies ist unsere Pflicht und Schuldigkeit, ja die aller
Menschen, u. zw. so sehr, dass sich gegen Gott versündigt,
wer ihn zu loben unterlässt. Das haben viele fromme Könige,
Kaiser und Fürsten so tief beherzigt, dass sie viele
herrliche Kirchen gebaut und Klöster gegründet haben, damit
Tag und Nacht Gott der Herr gelobt und gepriesen würde. Zu
diesem Zweck hat auch die katholische Kirche angeordnet,
dass jeder Geistliche, sobald er die Weihe des Subdiakonats
empfangen hat, von demselben Tage an bis zur letzten
Krankheit täglich beten und Gott loben soll. Ebendieselbe
Pflicht haben alle zum Chordienste verpflichteten
Klosterfrauen wie auch alle Ordensgeistlichen. Sie alle
setzen ihre Freude darein, bei Tag und bei Nacht ihren Gott
und Schöpfer fleißig und andächtig zu loben.
5. Zum eifrigen Lobe Gottes ermahnt die hl. Schrift mit
nachdrücklichen Worten, z. B.: "Preiset den Herrn, so hoch
ihr könnet, er ist doch noch höher; lobet den Herrn erhebet
ihn, so viel ihr könnet, denn er ist grösser als alles Lob."
(Sir. 43,32f.) "Lobet den Herrn in seinen Kräften, lobet ihn
nach seiner vielfaltigen Größe." (Ps. 150, 2.) Wenn aber
seine Größe all unser Lob übersteig wie sollen wir da unsere
Schuldigkeit erfüllen können?
Da Christus sah, dass die menschliche Schwachheit den
großen Gott niemals würdig werde preisen können, deswegen
setzte er beim letzten Abendmahl die hl. Messe ein, welche
mit vollstem Recht ein Lobopfer genannt und von der Kirche
täglich und stündlich bei Tag und Nacht dem höchsten Gott
als ein wahres Lobopfer dargebracht wird. Wie oft muss der
Priester am Altare sprechen: "Wir opfern dir auf ein Opfer
des Lobes!" Beim Gloria spricht der Priester und singt der
Chor: "Ehre sei Gott in der Höhe,... wir loben dich, wir
preisen dich, wir beten dich an, wir verherrlichen dich"
usw. Nach der Präfation heißt es: "Heilig, heilig, heilig
ist der Herr, Gott der Heerscharen, Himmel und Erde sind
voll seiner Herrlichkeit, Hosanna in der Höhe. Hochgelobt
sei, der da kommt im Namen des Herrn, Hosanna in der Höhe!"
Ist das nicht ein hohes Lob Gottes? Singen nicht die
Seraphim im Himmel das dreifache Sanktus? Haben das Hosanna
nicht die unmündigen Kinder aus Eingebung des Heiligen
Geistes am Palmsonntage gesungen? So wiederholt die Kirche
dieses hohe Lob alle Tage vieltausendmal und preist den
großen Gott in allen Messen durch den Mund der Priester.
Gewiss ist es, dass wir Menschen zu dem Zwecke erschaffen
sind, um Gott zu loben und zu preisen, u. zw. nicht bloß
mangelhaft, sondern auf die allerbeste, ja, auf unendliche
Weise. Denn, weil Gottes Größe unendlich ist, so gebührt ihm
auch unendliches Lob. Wer will aber einen Lobgesang
erfinden, der alle göttlichen Vollkommenheiten in sich
begriffe, und der ihn preist nach seiner Würde? Weil das
niemand kann, so sind wir Christo unendlichen Dank schuldig,
dass wir durch die hl. Messe allen Mangel ersetzen und
unserm Gott ein würdiges Opfer darbringen können.
8. Hierüber sagt der hl. Laurentius Justiniani: "Gewiss ist
es, dass Gott durch nichts anderes mehr gelobt werden kann
als durch das unbefleckte Opfer des Altares, welches
Christus hauptschlich deswegen eingesetzt hat, damit seine
Kirche Gottes Lob vollbringen könne." Wenn wir also Gott
würdig loben wollen, so können wir das nicht besser als
durch Anhörung und Aufopferung der hl. Messe. Denn da wird
Gott ein unendliches Lob, nämlich das göttliche Lob seines
Sohnes, gebracht. Da preist Christus den himmlischen Vater
in der Tat mit so hohem Lob, wie es der Würde Gottes
entspricht und wie es weder die Engel noch Heiligen, viel
weniger aber die Menschen können. Durch eine einzige hl.
Messe empfängt Gott viel größeres Lob, als von allen Engeln
und Heiligen je geleistet werden kann.
9. Der hl. Irenäus erzählt von einer frommen Jungfrau, die
aus Liebe zu Gott von der Begierde, ihn zu loben, entflammt
war und deswegen oft zu Gott seufzte: "0 hätte ich tausend
Zungen, mit welchen ich dich, o mein Gott, loben könnte! O
hätte ich in meiner Gewalt alle Menschen, dass ich sie alle
zu deinem Lobe entflammen könnte! 0 könnte ich allen
unvernünftigen und leblosen Kreaturen Verstand und Herzen
geben, um dich unaufhörlich zu loben! 0 könnte ich neue
Himmel erschaffen und sie mit Seraphim anfüllen, ich würde
keine Mühe scheuen, um es zu vollbringen! Hätte ich solche
Leibes- und Seelenkräfte, dass ich allein dich mehr anbeten,
loben, ehren und preisen könnte als alle Chöre der Engel und
alle Scharen der Heiligen tun, wie glücklich würde ich mich
schätzen!" Das waren die inbrünstigen Gebete dieser
Gottliebenden Seele, von denen ihr Herz immerdar erfüllt war
und dergleichen Liebespfeile entsandte. Als sie eines Tages
mehr als sonst von diesen Flammen heiliger Begierden
entzündet war, vernahm sie eine himmlische Stimme, die
sprach: „Sei gegrüßt, meine liebe Tochter; wisse, dass ein
einziges Messopfer Mir ein unvergleichlich größeres Lob
bereitet, wie du mir zu geben verlangst. Höre deswegen
fleißig die hl. Messe und opfere mir das Lob derselben auf,
dann kannst du deinen Herzenswunsch aufs vollkommenste
erfüllen."
10. Nun erfasset es, andächtige Seelen, was für ein überaus
hohes Opfer die hl. Messe sein muss, da Gott, der
Allerhöchste, aus ihr größere Ehre und Herrlichkeit empfingt
als aus allem Lob und Gesang aller himmlischen Geister! Wenn
der ganze Himmel unter Aufbietung aller seiner Kräfte zum
Lob und Ruhm der Allerheiligsten Dreifaltigkeit die
herrlichste Prozession anordnete, deren Hauptperson die
Muttergottes wäre, begleitet von den neun Chören der
heiligen Engel und den unzählbaren Scharen aller Heiligen
und Seligen, wenn sie die wunderbarsten Lieder sängen und
auf den wohlklingendsten Instrumenten spielten—würde diese
herrliche Prozession nicht Gott zu besonders hohem Lob und
Gefallen gereichen? Wenn aber die streitende Kirche einen
einzigen Priester dazu senden könnte, der zum Beschluss
dieser Prozession eine hl. Messe zu Ehren der hl.
Dreifaltigkeit lesen würde, was meinst du, dass dieser damit
bewirkte? Ich sage dir die Wahrheit, dass dieser arme
Priester mit seiner einzigen Messe der preiswürdigsten
Dreifaltigkeit ein unvergleichlich höheres Lob verschaffen
würde, als diese wunderbare himmlische Prozession, u. zw. um
so viel grösser, als der Sohn Gottes grösser und höher ist
als alle Kreaturen.
11. Wie müssen wir nun Christum loben und lieben, dass er
durch Einsetzung des hl. Messopfers uns ein so leichtes
Mittel gegeben hat, die Majestät Gottes würdig zu ehren und
nach ihrer ganzen großen Herrlichkeit zu loben! Diese
Betrachtung sollte eine eifrige Begierde in uns erwecken,
die hl. Messe sooft wie nur möglich zu hören. Dass wir
schuldig sind, Gott zu loben, haben wir schon am Anfang
dieses Kapitels gesehen. Um aber diese unsere Schuldigkeit
recht zu erfüllen, müssten wir Gott erkennen in Seiner
ganzen Würde und Größe. Das ist aber keinem erschaffenen
Wesen möglich, selbst den höchsten Engeln nicht, darum
können auch alle Geschöpfe miteinander Gott niemals würdig
loben. Die Menschheit Christi allein erkennt wegen ihrer
persönlichen Vereinigung mit der Gottheit vollkommen, wie
unendlich groß die Gottheit und wie unendlich würdig sie
ist, gelobt zu werden. Deshalb lobt und preist die
Menschheit Christi die Gottheit an allen Orten.
Dies tut Christus vor allem auf dem Altare unter der
Heiligen Messe in allein angemessener und würdiger Weise,
weil Er dort Seiner Menschheit nach gegenwärtig ist und in
dieser das köstliche Lobopfer zur höchsten Verherrlichung
Gottes darbringt. Nun beachte wohl: Das Lob, welches
Christus aus dem Altare der Gottheit gibt, opfert er Ihr
vorzüglich im Namen derer, welche bei der Heiligen Messe
zugegen sind, und erstattet dadurch, was diesen im Lobe
Gottes nicht möglich ist. Ja Er schenkt ihnen dieses Sein
Lob Gottes, auf dass sie es der Gottheit als ihr eigenes
aufopfern und so ihre hohe Schuldigkeit vollkommen erfüllen
können. Wenn nun ein Mensch dies tut und in seinem Herzen
spricht: „Mein Gott, ich opfere Dir auf dasjenige Lob,
welches Dein Sohn Dir auf diesem Altare gibt…,“ so opfert
ein solcher dem allmächtigen Gott höheres Lob, als Ihm je
alle Engel und Heiligen zu geben imstande sind; denn diese
opfern Ihm nur ein endliches und darum unvollkommenes Lob,
der Mensch aber, der die Heilige Messe anhört, opfert Ihm
kein endliches oder unvollkommenes, sondern ein göttliches
und unendliches Lob. Alles,
dass wir unsere Pflicht und Schuldigkeit im Lobe
Gottes auch erfüllen mögen, wozu er uns erschaffen und durch
den wahren Glauben noch mehr berufen hat, "in welchem wir
zur Erbschaft berufen sind, damit wir zum Lobe seiner
Herrlichkeit dienten." (Eph. 1, 11f.) Solche Opfer verlangt
Gott, wie er im 49. Psalm hat sagen lassen: "Opfere Gott ein
Opfer des Lobes" und "ein Lobopfer wird mich ehren." (V 14
und 23.) Wie
sehr Gott im Himmel nach diesem Lobe, welches sein
eingeborener Sohn in der hl. Messe ihm darbringt, verlangt,
das kannst du aus der Stelle beim Propheten Malachias (1,11)
erkennen, wo Gott sagt, er habe kein Gefallen mehr an den
Opfern der Juden, "denn vom Aufgange der Sonne bis zum
Untergange wird mein Name groß werden unter den Völkern, und
an allen Orten wird meinem Namen geopfert und ein reines
Opfer dargebracht werden; denn groß wird mein Name werden
unter den Völkern spricht der Herr der Heerscharen."
12. Damit aber dein Glaube sich nicht bloß auf meine Worte
stütze, will ich dir einige Zeugnisse frommer und gelehrter
Männer hierfür anführen. Pater Johannes de Angelis, ein
hocherleuchteter Priester, schreibt von der Heiligen Messe:
„Wenn ich über die hohen Geheimnisse der Heiligen Messe
nachdenke, so scheint mir das Lob, die Verherrlichung und
die Wonne, welche Gott der Vater unter der Heiligen Messe
durch die Aufopferung Seines Sohnes empfängt, so
vortrefflich zu sein, dass im Vergleiche hierzu alle Chöre
der Engel und alle Scharen der Heiligen Ihm gleichsam kein
Lob bereiten. Denn die Werke der Kreaturen, obwohl sie edel
und vortrefflich sind, tragen nicht bei zu den Werken des
Erschaffers. Wiewohl die Engel und Heiligen Gott höchst
vortreffliche Dienste leisten und auf würdige Weise Sein Lob
singen, so ist doch dasselbe gleichsam für nicht zu achten
gegen jenes Lob, welches der allerheiligsten Dreifaltigkeit
aus der Heiligen Messe erwächst. Denn da die Priester (wie
auch die Messehörenden) dem Ewigen Vater Seinen
menschgewordenen Sohn und dessen Lob aufopfern, so opfern
sie Ihm einen Gott und folglich unendliches Lob, Ehre und
Dank.“ Das sind denkwürdige Worte eines frommen und
gelehrten Priesters, welche uns deutlich zeigen, dass der
allmächtige Gott größeres Lob von der Menschheit Christi
unter der Heiligen Messe als von allen Geschöpfen des
Himmels und der Erde empfange. Dass auch die Himmel unter
der Heiligen Messe Gott loben, finden wir in der Legende der
Heiligen Jungfrau Osanne, in welcher geschrieben steht,
dass, als der Satan einmal in einem betreffenden Weibe
beschworen und befragt wurde, was für eine Gewalt die
Priester hätten, er geantwortet habe: „Groß, ja sehr groß
ist das Ansehen
oder die Gewalt eines Priesters; denn wenn er an dem Altar
Brot und Wein verwandelt, so öffnen sich die Himmel, und der
ganze himmlische Hofstaat steigt herab.“ Die Wahrheit dieses
Ausspruches lesen wir auch ausdrücklich in den wahren von
der Kirche gutgeheißenen Offenbarungen der hl. Brigitta:
"Als einst ein Priester bei der hl. Messe zur Wandlung kam,
da schien es mir, als wenn Sonne und Mond mit allen Sternen
und Planeten, ja, der ganze Himmel mit all seinen Kräften
mit den wundervollsten Stimmen sängen. Zu diesen kam eine
unzählbare Menge himmlischer Sänger, deren herrliche Musik
zu begreifen oder gar zu beschreiben unmöglich ist. Die
Chöre der Engel schauten den Priester an und neigten sich
vor ihm mit aller Ehrerbietung. Die Teufel aber erzitterten
voll Angst und flohen voller Schrecken davon. Sobald die
Wandlungsworte über das Brot gesprochen waren, da ward die
Hostie wie in ein lebendiges Lämmlein verwandelt, das aber
ein menschliches Angesicht hatte, und alle Engel beteten es
an und dienten ihm. Es waren ihrer so viele wie Stäublein in
den Strahlen der Sonne, und es war auch eine so große Menge
heiliger Seelen gegenwärtig, dass ich ihre Scharen nach
ihrer Ausdehnung in Höhe, Breite und Tiefe nicht übersehen
konnte. Sie alle priesen zugleich mit den Engeln Gott und
erwiesen dem Lamme ihre Ehre."
13. Welch große Menge der Engel und Heiligen ist also bei
der hl. Messe gegenwärtig, was für einen herrlichen
Lobgesang singen alle diese dem allmächtigen Gott, und Sonne
und Mond samt den Sternen und Himmeln stimmen darin ein!
Inmitten dieser Engel und Heiligen stehest du, o andächtige
Seele, wenn du bei der hl. Messe bist, und hilfst ihnen,
deinen Gott zu loben und zu preisen. So erwäge denn bei dir,
was für ein großes und vortreffliches Lob dem allmächtigen
Gott durch das hochwürdigste Messopfer gegeben wird; zuerst
das Lob des Sohnes Gottes, welches dasjenige aller Geschöpfe
bei weitem übertrifft; dann aber das Lob der Engel und
Heiligen und schließlich auch dein Lob und das der frommen
Seelen, die zur hl. Messe hingeeilt sind.
14. Daraus erklärt sich nun, dass die Allerheiligste
Dreifaltigkeit durch jede hl. Messe unendlich Liebe, Lob und
Ehre empfängt, und wie ihr das Lob, das ihr von uns aus
fehlt, so reichlich erstattet wird, ja, noch mehr wie all
die Schmach und Lästerung, welche täglich Gott angetan wird,
durch die hl. Messe gesühnt wird. Wenn das nicht wäre, so
wäre es gar nicht möglich, dass die Welt noch stünde, in
welcher und von welcher der allmächtige Gott täglich so
grausam und so vieltausendmal gelästert wird. Wie sehr ihm
diese Lästerungen missfallen, sagt er uns durch den
Propheten Isaias (52, 5): "Was soll ich denn hier tun,
spricht der Herr—immer den ganzen Tag wird mein Name
gelästert!" Als wollte er sagen: Was soll ich mich länger um
die Welt kümmern, in welcher ich unaufhörlich geschändet,
gelästert und vermaledeit werde. Ich will deswegen von der
Welt weggehen und sie der Gewalt des Satans überlassen. Ja,
ich will sie zerstören und ihre Gotteslästerer in die Hölle
hinabstürzen. - Gewiss hätte Gott reichlich Grund und
Ursache dazu, da es ja gewiss ist, dass eine einzige
Todsünde oder Gotteslästerung Grund genug wäre, die ganze
Welt zu vertilgen. Warum tut denn der gerechte Gott dies
nicht? Was hält ihn davon ab? Ich meine, dass das
allerhochwürdigste Messopfer vor allen Dingen am meisten
dies Übel verhindert. Denn wiewohl die göttliche Majestät
von den Gottlosen unaufhörlich gelästert wird, so wird eben
diese göttliche Majestät von den Priestern unaufhörlich
durch Aufopferung so vieler tausend täglicher Messen
gepriesen und von Christus selbst nach aller Würdigkeit
gebenedeit. Dieses Lob Christi und der Priester übertrifft
bei weitem alle Lästerungen der Bosheit und leistet Sühne
für die Schmach, welche Gott von den Lästerern zugefügt
wird.
Haben wir denn also nicht allen Grund, ja, sind wir nicht
verpflichtet, Christo von Herzen zu danken, dass er uns aus
lauter Güte die hl. Messe eingesetzt hat, durch welche die
Welt in ihrem Bestande erhalten wird, durch welche die
Gotteslästerer vor der Verdammnis zur Hölle bewahrt werden,
durch welche unsere Versäumnisse im Lobe Gottes ersetzt
werden und der unendliche Gott aufs allerwürdigste gelobt,
gepriesen und geehrt wird?
Gebet: Ewig und unendlich sei dir, o allergütigster Jesu, Lob und Dank gesagt von mir und allen katholischen Christen, ja, von allen Geschöpfen des Himmels und der ganzen Erde, wegen der unvergleichlichen Wohltat, die du uns durch die Einsetzung des hl. Messopfers erwiesen hast und täglich und stündlich von neuem erweisest. Wie könnten wir dieselbe besser vergelten als durch fleißiges und andächtiges Anhören derselben und durch Aufopferung des Lobes, welches du darin dem himmlischen Vater gibst und darbringst. Wollte Gott, ich könnte alle Menschen zum fleißigen Besuch der hl. Messe antreiben und ihnen den Geist der Andacht eingießen. Was ich nicht kann das ersetze du, o Heiland, und gieße mir und allen Gläubigen den Geist der Andacht ins Herz, auf dass wir immer mehr in der Begierde, die hl. Messe zu hören, zunehmen und täglich dieselbe zum Lobe der Allerheiligsten Dreifaltigkeit aufopfern mögen. Amen.